Meine „Muse“ und ich haben mal wieder Kontakt. Ich weiß nicht, ob es jemals Liebe war – ich wage dies zu bezweifeln und glaube sowieso langsam gar nicht zu wissen, was Liebe ist. Aber ich empfand mindestens 10 Jahre am Stück etwas ziemlich Heftiges für ihn. Alles andere schien nicht echt zu sein, denn alle anderen Männer bedeuteten mir weniger. Ich weiß nicht, warum. Es ist einfach so. Entlang dieser merkwürdigen Zeit inspirierte er mich zu wahnsinnigen Gedichten, zu Kurzgeschichten, zu Fantasien, Songs, Prosa – zu allem Möglichen. All das war für ihn. Das Eigenartige an der ganzen Sache: Wir sahen uns weder, noch hatten wir Kontakt. Natürlich hatte mich das über einen längeren Zeitraum innerlich zerrissen. Dies aber führte dazu, dass ich diese Energie in etwas anderes umwandeln konnte und dies ein entscheidender Faktor für die Entdeckung meiner verborgenen Talente war. Nicht der einzige Faktor – einer der entscheidenden, um dies an dieser Stelle mal so plump herunterzuspielen.
Er war sogar ziemlich lange ziemlich vergeben. Diesen Faktor blendete ich jedoch gezielt aus. Meine Muse konnte nicht einfach von „irgendwelchen anderen Frauen“ berührt werden, die „ganz zufällig“ die seine Liebe waren. Zumindest wollte ich davon nichts wissen. Alle Autoren, Künstler und Fotografen, und all die anderen Kinder der Kreativität, die avecMadlen lesen, wissen mit Sicherheit wovon ich spreche. Unsere Musen sind unantastbar und oftmals ein einmaliges Wunder in unserem Leben. Naja, irgendwann riss ich mich zusammen und verliebte mich in eine andere Person. Dies hielt aber nicht lange.
Hi again
Dank meiner Betrunkenheit neuerdings traute ich mich (wie eigentlich immer) meiner Muse wieder mal zu schreiben. Es wurde ziemlich schnell, ziemlich deep. Dann gingen wir dazu über, einander zu schreiben, was für fantastische Personen wir sind. Wir zählten im Wechsel auf, was wir am anderen schätzen und feiern. Das war absolut herzerwärmend. Kann ich euch bestens empfehlen.
Anschließend wurde es dirty. Er las eine meiner erotischen Geschichten und erkannte, dass es sich bei einer davon um ihn handelte. „Das zu lesen hat mich schon leicht erregt und geil gemacht“, gestand er mir. „Und gerade stelle ich mir vor, wie du im Büro sitzt, auf einem Stift herumbeißt und daran denkst, wie ich dich hochhebe und wir uns leidenschaftlich küssen“, schrieb er weiter, während ich um Büro saß, auf einem Stift herumbiss und mir alles Mögliche mit ihm vorstellte.
Niemand kann Sexting so gut wie meine Muse und ich
„Vor allem die Fantasie, wie du auf dem Tisch lagst vor mir und ich dich aufaß. Dein Stöhnen geht mir nicht aus dem Kopf, wie du es genossen hast und dich mir hingabst“, schrieb meine Muse weiter. Es war mehr als eine Fantasie – es war eine Erinnerung. „Immer, wenn wir Sex hatten, hat das was mit all meinen Sinnen gemacht. Das war wie auf Drogen. Ich kann mich bis heute ganz deutlich daran erinnern, wie sich deine Haut, dein Haar deine Lippen anfühlten. Deine Zunge“, schrieb ich.
Im weiteren Verlauf dieser Unterhaltung, die mich daran erinnert hat, dass ich eine Frau bin, wenn ihr versteht, was ich meine, fragte ich: „Weißt du noch, wie du mir die Eiswürfel reingesteckt hast?“ Er wusste es wohl noch. Es war sexy. Es war mega sexy.
Was finde ich eigentlich an diesem Mann?
Was ich an diesem Mann finde? Ihr solltet ihn sehen. Er ist sehr hot. Natürlich ist er groß und natürlich sieht er aus wie der perfekte Deutsche (ich habe, zugegeben, keine Ahnung, ob es da andere Wurzeln gibt) mit grafischem Kinn, sexy Lippen, tiefbraune Augen, die dich durchficken, sofern sie dich in den Fokus genommen haben. Des Weiteren gibt es da noch mindestens ein Grübchen auf der Wange, wenn er lacht, gerade Augenbrauen, lange Finger, die alles vollständig ausfüllen – bis zum Anschlag. Einfach geil. Ich liebe ja so zuckersüße Jungs, die an Püppchen erinnern. Ich bin oberflächlich – kommt damit klar.
Aber wenn’s „nur“ das Aussehen und der freaky Sex wäre. Ihr solltet seine Confidence erleben – die ist wirklich raumeinnehmend. Sie war es damals – wir haben uns ja immerhin einige Jahre nicht mehr gesehen. Seine Stimme klingt noch so, wie ich sie in Erinnerung behielt. Relativ tief, aber melodisch und heiß. Von seinem Schwanz will ich gar nicht erst anfangen. Er ist vermutlich gar nicht von dieser Welt. Ich erinnere mich noch deutlich daran, wie er sich anfühlte.
Crazy Charisma
Die Energie, die meine Muse ausstrahlt, diese Gelassenheit und dieses crazy Charisma sowie die Selbstgefälligkeit sind alles. Er hatte mich mit dem Funken in seinen Augen und dieser Leichtigkeit – darüber haben wir beide ausführlich geschrieben – die ich zu dem Zeitpunkt nicht hatte und mich in diese Eigenschaften verliebte, weil ich sie offensichtlich auch wollte. Jetzt habe ich sie. Dank all dem, was ich heute so treibe, natürlich alles aus Liebe zu mir selbst. Ich fühle mich nach zahllosen dunklen Jahren einfach endlich am Leben, mache, was ich will, und bin so, wie ich sein will.
Dass ich all das fühle, weiß er mit Sicherheit. Ich hab ihm das vor ein paar Jahren mal gesteckt. Er meinte sowas Ähnliches wie: „Hätte ich das gewusst, hätte ich mit dir niemals Sex gehabt.“ Also von gegenseitigen Gefühlen kann da überhaupt nicht die Rede sein. Wollte ich nach dieser Erkenntnis sterben? Na, was meint ihr wohl? Aber: Ich schrieb nach dieser überaus feinfühligen Aussage das heftigste, beste Gedicht, das ich JEMALS zustande brachte. Es war so krass, ich glaubte gar nicht, dass es von mir ist. Kurze Zeit später schnitt ich mir die Haare ab und musste ich in Therapie – nicht deswegen, ich war damals eine akute Gefahr für mich selbst. Das Gedicht verlor ich. Die Sache hatte sich dann irgendwann für mich erledigt. Das einzige, dem ich bis heute nachtrauere, ist mein geliebtes Gedicht.
Warum bin ich nur so unschlüssig?
Nun denn. Wir fragen uns an dieser Stelle gewiss, was wir jetzt damit machen. Ich habe schon wahnsinnig Lust darauf, ihn wieder zu erleben; ihn zum Kommen zu bringen, mir sein Gesicht dabei anzusehen, sein Rumgestöhne zu hören – ich liebe Männer, die laut sind. Ich weiß gar nicht, wie man beim Sex die Fresse halten kann. Unverständlich. Was mir jetzt erst wieder einfällt, ist, dass meine Muse verrückterweise zum Orgasmus kommen konnte und er nach ein paar Sekunden wieder hart war. Über sowas habe ich noch nirgends gelesen und davon auch noch nie gehört – dafür aber erlebt. Zudem war das bis heute wahrscheinlich der einzige Mann, bei dem ich mich fallen lassen konnte. Nach all dem ist es logischerweise sehr sehr schwierig, andere Männer sexuell ernst nehmen zu können. Ich habe bis heute meine Problemchen damit, weil ich immer wieder dazu tendiere die anderen mit ihm zu vergleichen. Aber: Es ist bei mir definitiv nicht nur sexueller Natur, denn ich schätze ihn als Mensch und würde ihn schon ganz gerne näher kennenlernen, über seine Hoffnungen & Träume, dunklen Seiten sowie auch Fehler erfahren.
Auf Einbahnstraßen-Gefühle, die vermutlich durch eine Nacht mit ihm wieder aufkommen könnten, habe ich aber grundsätzlich gar kein Bock. Dieses Gefühl würde mir wiederum aber so einen kranken Kreativitätsschub einbringen. Diesen habe ich andererseits aber auch so. Deshalb: Der Kopf sagt nö, andere Körperstellen sind da jedoch ganz anderer Meinung. Aber ich zerdenke das Ganze wieder in Grund und Boden. Es passiert, was passiert und das was nicht sein soll, tritt auch nicht ein. Von mir aus kann es schon auch eine Erinnerung bleiben, dafür ist es eine extrem intensive. Aber wisst ihr, auf so einen unvergleichlichen Fick hätte ich schon Lust.