Nach mehr als 100 Jahren kehren Gabriele Münter und Wassily Kandinsky in einem neuen Film erneut an den Starnberger See zurück. Marcus O. Rosenmüllers Film „Münter & Kandinsky“ beleuchtet die komplexe Liebesgeschichte des Künstlerpaares und wird vor dem Kinostart im Oktober auf dem Fünfseen-Filmfestival gezeigt. Das Drehbuch, geschrieben von Alice Brauner, basiert auf Dokumenten, Tagebucheinträgen und Briefen, wobei viele Dialoge aus Originalzitaten bestehen.
Der Film zeigt jedoch nur eine vereinfachte Darstellung der Beziehung: Ein erfolgreicher Mann verlässt seine kluge Partnerin für eine jüngere Frau. Die Realität war weitaus vielschichtiger.
Das war Gabriele Münter für Wassily Kandinsky
Gabriele Münter wurde 1877 in Berlin geboren und wuchs in Koblenz auf. Sie kam 1901 nach München, nachdem sie zuvor zwei Jahre durch die USA gereist war und das Fotografieren für sich entdeckt hatte. In München schrieb sie sich in der Schule des Künstlerinnen-Vereins ein, da Frauen kein Studium an der Kunstakademie erlaubt war. Später wechselte sie zur Phalanx-Kunstschule, wo sie einen Bildhauerkurs bei Wilhelm Hüsgen belegte, der auch Abendaktunterricht bei Wassily Kandinsky einschloss.
Kandinsky stammte aus einer wohlhabenden russischen Teehändlerfamilie und hatte ein Jurastudium in Moskau absolviert, bevor er sich 1896 endgültig für die Malerei entschied. In München studierte er bei Franz von Stuck an der Kunstakademie und gründete 1901 die Künstlervereinigung „Phalanx“, wo er auch als Lehrer tätig wurde.
Lehrer und Schülerin verliebten sich schnell ineinander, obwohl Kandinsky verheiratet war. Er versicherte ihr jedoch seine unglückliche Ehe. Anfangs wies Münter ihn zurück, begleitete ihn dann aber doch zu Malferien nach Kochel.
Münter stellt Kandinsky ein Ultimatum
Als Kandinskys Ehefrau Anja Tschimiakin ihren Besuch ankündigte, bat er Münter abzureisen. Sie ging nach Bonn zu ihren Geschwistern und verlangte eine Entscheidung von ihm.
Kandinsky lebte wie auf der Flucht – immer unterwegs zwischen verschiedenen Orten wie Holland, Tunis oder Italien – oft auch am Starnberger See zum Malen oder Urlaub machen. Er schrieb Briefe voller Sehnsucht an Münter und arrangierte Treffen mit ihr in Starnberg. „Ich hoffe sehr, dass ich beim Aussteigen in Starnberg dich am Perron stehen sehe“, schrieb er ihr in einem Brief.
Münter zeigte große Geduld mit seinen unsteten Gemütszuständen, doch schrieb in einem ihrer Briefe: „Das Leben war zu provisorisch… um befriedigend zu sein.“
Kandinskys Kunst verändert sich
Am 17. Juni 1908 suchten beide erstmals aktiv nach einer festen Bleibe im Land – ihre erste Station war Starnberg. Der mondäne Kurort erschreckte sie jedoch; von der Einsamkeit Südtiroler Berge kommend suchten sie das Weite Richtung Murnau – wo sie schließlich heimisch wurden. Dort fanden sie zur neuartigen Malerei mit intensiven Farben; diese Phase veränderte bald darauf grundlegend die Kunstgeschichte.
Hier erfährst du welches Gemälde Kandinskys ein entscheidender Wendepunkt in seiner Kunst war.
Der Film „Münter & Kandinsky“ läuft erstmals am Mittwoch (4. September) um 17 Uhr in Gauting noch vor dem eigentlichen offizielle Veröffentlichungsdatum im Oktober. Ab dann wird eine Kinoformatierung starten, auf die ich natürlich hot hot hot bin. Vielleicht wird das mein erster Kinobesuch nach 5 Jahren (wenn nicht noch davor etwas derart interessantes rauskommt).
Quelle: sueddeutsche.de, „Stelldichein am See“
Artikelbild-Copyright: IMAGO / Heritage Images